Sonntag, 31.7.2011

Die Nacht über hat sie angeblich nicht viel geschlafen. Auch als wir morgens zu ihr kommen, ist sie wach. Der ZVK am Bein wird gezogen, der wurde ja wegen der Narkose gelegt. Auch die Sauerstoffbrille kann weg, die Atmung ist prima. Ja sogar die Magensonde wird gezogen, die vorübergehend durch den Mund geführt wurde, um die Nase zu entlasten. Sie soll erst für die nächste Mahlzeit eine neue bekommen. Für ein paar Stunden haben wir also zum ersten mal wieder ein fast Schlauch-freies Baby! Nur der Hickman-Katheter ist noch da.

Der Hämatologe Dr. M. besucht uns und erzählt überraschend, daß Viktoria noch heute zurück auf die K1 verlegt werden soll. Da sie so prima selbständig atmet, spricht für die Ärzte nichts dagegen. Huch! Das haben wir so schnell nicht erwartet. Wir räumen also zügig unser Elternzimmer in der Nachbarschaft der Klinik und befinden uns gegen Nachmittag wieder auf einer normalen Station, wo Mama neben ihrem Kind schlafen darf. Hurra!

Es handelt sich sogar um ein Einzelzimmer, da zum einen bei Viktoria dieser Hautkeim gefunden wurde, und zum anderen aufgrund ihrer Immunsuppression erhöhte Infektionsgefahr besteht. Die Medikation wird zurückgefahren, das Ambisome (Antimykotikum) bekommt Viktoria nun nur noch drei mal die Woche statt täglich, das Fortecortin (Kortison) in halbierter Dosis.

So schön das auch alles klingt, Viktorias Erscheinung macht uns dennoch große Sorgen. Wenn sie wach ist, wirkt sie stets abwesend. Die Augen sind asymmetrisch, das linke schaut in eine leicht andere Richtung als rechts, die Pupillen sind unterschiedlich geweitet (rechts größer). Sie schaut immer nach oben, fixiert nichts, die Augen driften nach jedem Lidschlag ab. Der Lidschluß ist nicht vollständig, daher röten sie sich immer wieder nach längerer Wachphase. Die rechte Hand zittert, Arme und Beine sind durchgestreckt, die Zehen nesteln. Alle paar Sekunden zuckt sie zusammen, vermehrt an der rechten Hand, so als würde ihr jemand Stromstöße verpassen. Ihr Mund macht schmatzende Bewegungen, viel mehr bewegt sie nicht. Mit dem letzten Koma hat Viktoria nun auch die Fähigkeit zu trinken verloren, sie reagiert überhaupt nicht auf die Flasche.

Es wird mehr und mehr deutlich, wie dreckig es ihr geht. Sie beginnt immer zu weinen, wenn sie gewickelt oder umgelagert wird, manchmal aber auch einfach so. Dabei verzieht sie schmerzvoll das Gesicht und öffnet den Mund, preßt dann mit dem bißchen Kraft, das ihr noch geblieben ist, wimmernde Schreie heraus, die so herzzerreißend sind, das man einfach gleich mitheulen muß.

Wir hoffen sehr, daß sie in den kommenden Tagen Kräfte sammelt und es ihr bald besser geht.

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Eine Antwort zu Sonntag, 31.7.2011

  1. Leonore Schwesterherz sagt:

    Hallo Ihr Lieben,
    ich hoffe es geht Vicky schon besser wie am Sonntag…
    Tut mir Leid, daß ich nicht ins Olgäle kommen kann diese Woche…
    Ich schicke Euch jede Menge heilende Energie….-an Euch alllllle!!!!!!

    Fühlt Euch gedrückt

    Leonore

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