Auch in dieser Nacht bekommt Viktoria einmal Chloralhydrat, da sie stark zuckt und lange schreit und sich gar nicht beruhigen will.
Heute ist wieder Chemo-Tag, VP-16 wird verabreicht. Außerdem bekommt sie eine Dosis Immunglobuline, da diese zu niedrig sind.
Viktoria ist heute deutlich weniger anstrengend. Sie wirkt wacher und entspannter, läßt sich manchmal auch beruhigen. Ihre Augenbewegungen sind deutlich besser geworden. Sie schaut nun nicht mehr nur ständig nach oben oder verdreht die Augen, es wirkt nun eher, als blicke sie umher. Oft hat man den Eindruck, sie schaut einen direkt an. Das linke Augenlid hängt noch immer, sonst wirken die Augen symmetrisch.
Abends haben wir ein Gespräch mit Dr. M. Er ist erfreut über die guten Blutwerte, man muß nun nicht mehr so oft Blut abnehmen. Die Therapie soll nach Protokoll weitergeführt werden, d.h. die Kortisondosis wird halbiert, das VP-16 wird ab heute nur noch 14-tägig gegeben. Außerdem kann man die Antibiotika und Antimykotika in den nächsten Tagen absetzen, sowie ein dritter negativer Befund über den gefundenen Hautkeim vorliegt. In den letzten zwei Wochen wurden zwei Abstriche von ihrer Haut gemacht und beide waren negativ. Erst nach dem dritten negativen Befund aber gilt der Keim als nicht mehr vorhanden.
Der EEG-Befund hat eine weitere Amplitudenvergrößerung ergeben, es sind nun auch höhere Frequenzanteile enthalten, sie wird ja auch zunehmend wacher. Weiterhin wurde keine epilepsietypische Krampfbereitschaft gefunden. Soweit so gut. Leider hat man jedoch immer wieder einzelne Krampfpotentiale gefunden, die nicht normal sind. Die Zuckungen, die Viktoria phasenweise plagen, lassen sich damit aber nicht erklären. Diese kommen wahrscheinlich eher aus dem Stammhirn und sind nicht im EEG zu sehen.
Abends läßt sie sich nicht mehr so richtig beruhigen. Ihre Nase ist verstopft, sie niest häufig. Irgendwann gelingt es Ute doch, sie in den Schlaf zu singen.