Donnerstag, 7.7.2011

Viktoria wirkt nun deutlich wacher als noch vor einigen Tagen. Die Augen sind halb geöffnet, man könnte sich einbilden, sie erkennt ihre Mama. Auch der Papa wird einmal direkt angeblickt, nachdem er sich durch seine Stimme bemerkbar macht. Was für ein schönes Gefühl.

Aber gleich darauf blickt sie wieder ins Leere. Die Bewegungen ihrer Extremitäten sind nicht normal, eher unkoordiniert und angespannt. Die linke Hand ist stets stark nach außen gekrümmt. Außerdem macht sie einen furchtbar schwachen Eindruck, sie kann sich quasi nicht bewegen. Das wird vor allem deutlich, wenn man sie umlagert.

Sie atmet mittlerweile stets mit. Die Beatmung wurde umgestellt auf „unterstützendes Atmen“, d.h. Viktoria darf bzw. muß fast alleine atmen und das Gerät hilft nur noch, wenn sie länger als zehn Sekunden gar nicht atmet. Sie hustet auch mit, wenn Sekret aus der Lunge abgesaugt wird. Beides sind Voraussetzungen für eine Extubation, der nächste große Schritt. Was dafür aber noch fehlt, ist das Schlucken, denn wenn sie selbständig atmet und Sekret abhustet, muß sie dieses auch hinunterschlucken können, sonst würde es zurück in die Lunge fließen. Daß sie schluckt, hat man aber noch nicht beobachtet. Die Spucke sammelt sich eher im Mund und bildet irgendwann Blasen auf den Lippen.

Da im Dauer-EEG immer wieder kurze Ausschläge zu beobachten sind, wird heute ein weiteres (großes) EEG durchgeführt. Immer noch gibt es keine Anzeichen für Krampfpotentiale. Prima, das darf so weiter gehen! Viktorias Bewegungen schüren bei uns jedoch Ängste, ihr Gehirn könnte durch die HLH bleibende Schäden erlitten haben. Besonders ihre Hände sehen sehr verkrampft aus, die Bewegungen wirken spastisch. Normal sind sie jedenfalls nicht. Hoffentlich wird das noch besser…

Gegen Abend hat sie heftige Ausschläge im EEG, aber nur einseitig. Einer der Werte schnellt über 70 hoch, auf der anderen Seite wird lediglich 0,05 angezeigt! Gleichzeitig sieht man auch an ihrem rechten Arm deutlich mehr Aktivität als auf der linken Seite. Die Schwester beruhigt uns, daß diese Messungen furchtbar ungenau seien und das auch an nicht gut anliegenden Elektroden liegen kann, oder daran, daß Viktorias Kopf nun auf der anderen Seite liegt. Daß es Krämpfe sind, glauben wir zwar nicht. Aber gerade die hohe Amplitude auf nur einer Seite verursacht schon wieder ein flaues Gefühl in der Magengegend.

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