Montag, 5.9.2011

Die Nacht war in Ordnung. Als sie morgens zu schreien beginnt, bekommt sie nochmals Dipidolor, worauf sie sofort wieder ruhig und sehr entspannt ist.

Die Ärzte haben überraschend für uns einen Termin für morgen in Tübingen ausgemacht. Soll uns recht sein. Der Befund vom letzten MRT ist da. Durch die Drainage hat sich die Mittellinie wieder leicht erholt. Es könnte also durchaus Überdruck geherrscht haben, wenn auch nur ein sehr geringer. Die Struktur des Gehirns hat sich insgesamt stark verändert, das läßt keine guten Prognosen zu. Man möchte, daß wir in dieser Woche mit dem leitenden Radiologen Dr. W. sprechen und uns die Bilder von ihm im Detail erklären lassen.

Die Blutwerte von heute sind prima (Thrombos 600.000, Leukos 8000, Hb 8,7). Sie bekommt von heute bis einschließlich Mittwoch wieder Kortison, am Donnerstag VP-16. Wir hoffen, daß sie dadurch nicht wieder in Dauerschreien verfällt.

Zumindest heute passiert das aber nicht. Im Gegenteil, sie ist heute den ganzen (ja, wirklich den ganzen!) Tag entspannt, ihr Puls pendelt um 120, ihre Temperatur um 37,0°C axillar. Das Novalgin bekommt sie noch fest alle 6 Stunden, Perfalgan nicht mehr. Scheinbar hat sie endlich keine Schmerzen mehr oder nur noch schwache. Und das genau jetzt, als die Ärzte nun fest eingeplant haben, ihr regelmäßig das starke Dipidolor zu geben (das übrigens nur Ärzte spritzen dürfen). Abends müssen wir Dr. E. klarmachen, daß Viktoria kein Dipi mehr braucht. Waren es doch durch erhöhten Muskeltonus verursachte Schmerzen und das Baclofen hilft?

In Viktorias Entspannung wird nun verstärkt deutlich, wie schlimm ihre neurologische Situation tatsächlich ist. Sie wirkt total abwesend. Die Augen sind asymmetrisch und schauen unspezifisch in der Gegend herum. Die linke Pupille ist größer als die rechte und schaut in eine leicht andere Richtung. Wenn man sie auf dem Arm hin und her schaukelt, fixiert sie manchmal einen Punkt an der Wand und folgt diesem. Sie schaut einem aber nicht direkt in die Augen und reagiert auch nicht auf irgendetwas, was man ihr vor die Augen hält. Wenn man sie laut anspricht oder in ihrer Nähe ein lautes Geräusch macht, reißt sie die Augen weit auf und beginnt die Quelle zu suchen. Dabei neigt sich auch ihr Kopf leicht in diese Richtung, die Augen suchen umher, finden aber nichts. Sie bewegt sich so gut wie gar nicht, manchmal machen die Unterarme ungelenke Bewegungen, manchmal die Finger. Mehr nicht. Sie hat immer noch eine ganz schlechte Atmung, beim Ausatmen hält sie die Luft an, beim Einatmen grunzt sie, als würde sie keine Luft bekommen. Im Schlaf ist die Atmung ruhig und regelmäßig. Sie trinkt nicht, heute läuft oft Speichel aus ihrem Mund. Das war gestern noch nicht, liegt das am Baclofen?!

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