Nach der morgendlichen Blutentnahme machen wir uns auf ins tiefe Bayern zu einer auf neurologische Probleme spezialisierten Kindertherapeutin. Wir werden dort einige Tage verbringen. Die Fahrt verläuft absolut problemlos, Viktoria schläft wie geplant beinahe durchgehend.
Die Therapeutin Frau S. macht einen sehr engagierten Eindruck, ist positiv von Viktorias Zustand überrascht (der Arztbrief liest sich viel schlimmer als es um Viktoria tatsächlich steht) und meint, daß da noch alles möglich sei. So was wollen wir hören! Sie macht eine Haaranalyse und erzählt von vielen Giften in Viktorias Körper, von denen unsere Kleine nicht imstande sei, sie selbst auszuschwemmen. Da könne mit einer Nosodentherapie geholfen werden. Außerdem wäre es sinnvoll, auf eine gluten- und kaseinfreie Ernährung umzustellen. Bei hirngeschädigten Kindern kommt es wohl oft vor, daß diese Stoffe nicht vollständig verdaut werden können. Die übrigbleibenden Exorphine hätten dann auf das Gehirn eine Opioid-artige Wirkung. Das zusammen mit den vielen Medikamenten, die sie bekommt, würde ihre Entwicklung dramatisch verzögern. Allen voran seien die Antiepileptika zu nennen, da diese das Bewußtsein trübten.
Frau S. schlägt kleinere Etappenziele vor. Zunächst sollten wir uns auf Viktorias Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme konzentrieren, sowie auf das Ziel, ihre Krampfmedikamente loszuwerden. Danach könne man sich weitere Ziele stecken, da dann die „Handbremse“ für ihre Entwicklung gelöst sei. Wir sind völlig ihrer Meinung. Allerdings versuchen wir ja genau diese Ziele schon seit Monaten zu erreichen – mit recht bescheidenem Erfolg. Daher können wir uns noch nicht so recht vorstellen, wie das gehen soll. Wir machen für morgen einen Folgetermin aus, bis dahin will sie die Analyse komplett haben und uns ihren Plan präsentieren. Wir sind gespannt.
Viktoria hat wie immer tagsüber viel geschlafen und wenig gegessen. Sie spuckt auch immer noch viel. Abends ist sie nur noch am Brüllen, sie ist nicht zu beruhigen. Ob das an der fremden Umgebung liegt?
Wir bekommen telefonisch die aktuellen Blutwerte mitgeteilt. Der il-2 ist schon wieder gestiegen, wir liegen jetzt bei 3200. Nicht gut. Dafür ist das Ferritin wieder auf Normalwert runter.