Man kann es wohl jetzt schon in die Wahl zum (Un-)Wort des Jahres aufnehmen: „Corona-Krise“. Was für ein Einschnitt in unsere Lebensgewohnheiten! Die Entwicklung hat uns wohl alle überfahren und momentan kann keiner wirklich sagen, wie es weitergehen wird. Mögliche Szenarien gibt es viele, Verlässlichkeit oder gar Gewissheit indes nicht. Das sorgt für großes Unbehagen. Man hat uns zum Schutz der Allgemeinheit Möglichkeiten und auch Freiheiten genommen. Vieles was vor kurzer Zeit noch selbstverständlich war, ist es nun plötzlich nicht mehr.
Es ist eine Sache, vorübergehend in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu werden. Es ist aber eine ganz andere, keine klare Zukunftsperspektive zu haben. Es ist ja momentan wirklich alles in Frage gestellt! Diese Unsicherheit ist in hohem Maße beunruhigend und verängstigt viele Menschen. Ich meine dabei nicht die Angst vor der Krankheit selbst – obwohl die sicherlich eine Rolle spielt. Nein, ich spreche von Angst vor der Zukunft; Angst vor finanziellen Schwierigkeiten; Angst davor, gezwungen zu sein, die jahrelang bewanderten Pfade verlassen zu müssen; Angst davor, Liebgewonnenes zu verlieren.
Jetzt tritt das spirituelle Vakuum zum Vorschein, das die Kirchen in der Vergangenheit verursacht haben. Die vielen Kirchenaustritte verdeutlichen nur, daß die heute angebotene Religion die Menschen nicht mehr erreicht. Meiner Meinung nach entspricht es jedoch der menschlichen Natur, früher oder später nach dem Sinn des großen Ganzen zu fragen. Ich behaupte, daß jeder Mensch, der nicht gerade durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wird, sich in seinem Leben irgendwann für die wirklich wichtigen Themen interessieren wird: Wo komme ich her? Was passiert, wenn ich sterbe? Warum bin ich hier? Manche Menschen stellen sich diese Fragen schon relativ früh in ihrem Leben. Manche tun das erst, wenn sie einen geliebten Menschen beim Sterben begleiten und manche erst, wenn sie dem eigenen Tod ins Auge blicken. Aber sie tun es. Alle.
Ich denke mir, daß das „eingebaut“ ist. Es ist in unsere menschliche DNA eingefräst, daß wir nach dem Warum fragen. Man kann versuchen, diese intrinsischen Fragen zu ignorieren, sie zu unterdrücken oder mit dem Verstand ruhigzustellen. Doch früher oder später werden sie sich erneut Bahn brechen und man wird nach Antworten suchen.
Krisen können solche Momente auslösen. Wir haben es heute mit einer Krise von weltumspannendem Ausmaß zu tun. Noch nie hat die Menschheit etwas Vergleichbares erlebt. Auf persönlicher Ebene wird aus dieser globalen Krise auch eine persönliche Krise. Wir spüren gerade, daß sich etwas verändert hat. Etwas, das vorher stets da war, scheint nun weg zu sein. Etwas, das so fundamental in unserer Weltanschauung eingraviert war, daß wir nie darüber nachdachten, sondern es stillschweigend als von Gott gegeben ansahen. Etwas, das uns Gefühle der Freiheit, Sicherheit und Kontinuität gab.
Wenn wir uns abends ins Bett legen, dann tun wir das mit der absoluten Gewissheit, daß morgen früh die Sonne wieder aufgehen und die Nacht beenden wird. Wir kommen gar nicht auf die Idee, daran zu zweifeln, weil es Teil unseres Glaubenssystems ist. Nun hat praktisch über Nacht etwas dieses Glaubenssystem erschüttert. Es hat sich etwas verändert, von dem man zu wissen glaubte, daß es immer da sein würde. Die Kontinuität wurde aufgebrochen. Man fragt sich, wie die Welt wohl aussehen wird, wenn diese akute Phase abgeklungen ist. Wir befinden uns im Ausnahmezustand. Was wir gestern noch für relevant erachteten, rückt plötzlich in den Hintergrund. Der Boden unter unseren Füßen beginnt zu wackeln, ja er gelangt ins Rutschen und wir suchen Halt.
Ich darf von mir behaupten, ein wenig Erfahrung mit persönlichen Krisen zu haben. Als Viktoria plötzlich dem Tode nahe war, rutschte auch mir der Boden unter den Füßen weg. Vielleicht geschah das noch ein wenig heftiger und einschneidender, als das, was den Menschen heute widerfährt, aber im Grunde war die Erfahrung ähnlich. Die Welt – meine Welt – war auf einmal nicht mehr dieselbe. Sie veränderte sich direkt vor meinen Augen und ich konnte nichts dagegen tun. Ich fühlte mich total hilflos! Nichts hat mehr eine Rolle gespielt. Was mir zuvor noch wichtig erschien, versank plötzlich in der Bedeutungslosigkeit. Die Aussicht auf ein baldiges Eigenheim – belanglos. Meine total spannende und erfüllende Arbeit – völlig unwichtig. Mein großes Netzwerk aus Familie, Verwandten und Freunden – konnte mich nicht trösten. Ich rutschte immer schneller und schneller in einen Abgrund. War Viktorias Zustand vorübergehend besser, war es (sinnbildlich) so, als könnte ich Wurzeln oder sonstige Rettungsanker greifen um mich festzuhalten. Doch nur kurz darauf verschlimmerte sich ihr Zustand noch weiter, und wenig später befand ich mich im freien Fall. Ohne zu wissen, was dort unten war.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, zu fallen. Wie es sich anfühlt, wenn gewohnte Strukturen des eigenen Lebens auf einmal wegbrechen; wie es ist, wenn der Sinn hinter dem Erlebten nicht zu sehen ist. Ich hatte Angst, fühlte mich total leer. Ich wollte, daß das aufhört. Ich wollte mein altes Leben zurück. Doch jeden Tag nahm die Gewissheit zu – es wird nie wieder so sein wie vorher. Nie wieder! Ich weiß, wie es ist, wenn das eigene Weltbild wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt und man sich plötzlich in einer veränderten und düsteren Grundstimmung vorfindet – entmutigt, resigniert, angsterfüllt.
Nun mag man vielleicht einwerfen, daß man den Verlust eines Kindes doch nur schwer mit der heutigen Situation vergleichen kann. Ich will es aber dennoch tun, und zwar aus dem einfachen Grund, weil bei allen Erfahrungen stets nur die individuelle Sicht zählt. Aus der Sicht eines einzelnen Menschen gibt es durchaus große Gefühls-Parallelen zu meiner damaligen Situation. Daher möchte ich diesen Menschen gerne erzählen, was mich damals aufgefangen hat; wie es mir damals gelang, wieder auf die Beine zu kommen. Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen. Einen großen Schritt – nein, einen Riesenschritt! Ich stelle mich vor euch hin und sage:
„Ich möchte meine persönliche Krise, ein Kind verloren zu haben, nicht missen!“
Versteht mich nicht falsch, ich machte damals die schlimmste Zeit meines Lebens durch. Aber ich habe rückblickend etwas Großartiges gewonnen. Etwas, das man nicht einfach mal eben jemand anderem zwischen Tür und Angel nahebringen kann. Auch hier auf diesen Seiten kann ich nur mit spärlichen Worten versuchen zu umschreiben, welch unglaublichen Erkenntnisgewinn ich aus dieser Erfahrung mitnahm. Viktorias Gastspiel, ihre Krankheit und letzlich auch ihr Abschied, die gesamte Erfahrung mit ihr stellt heute für mich die größte Kraftquelle meines Lebens dar. Sie markiert einen Wendepunkt in meinem Dasein, eine Offenbarung meiner Wahrnehmung, ja, nichts geringeres als eine Revolution meines Weltbildes! Diese Erfahrung ist heute mein größter Schatz und ich möchte ihn nie wieder hergeben! Sie setzte in mir einen Entwicklungsprozeß in Gang, der bis heute nicht wieder zum Stehen kam. Ich habe darüber schon einmal geschrieben, in meinem Artikel „Gedanken“ – kurz nach Viktorias Tod.
So. Und nun kommt Corona ins Spiel. Stellt euch vor, ihr erzählt in fünf, zehn oder zwanzig Jahren jemandem von eurer Erfahrung, die ihr in genau diesen heutigen Wochen macht. Und stellt euch nun vor, ihr könntet demjenigen sagen, daß euch diese Krise zu einer unglaublichen Wendung in eurem Leben geführt hat. Das, was sich damals so furchtbar angefühlt hatte, stellte sich im Nachhinein als glückliche Fügung heraus und bescherte euch ein viel reicheres Leben, als ihr es zuvor zu hoffen wagtet. Fühlt sich das nicht wunderbar an?
Je tiefer eine Krise desto größer die sich daraus ergebenden Wachstums-Chancen. Ich möchte euch sagen: Nutzt die Zeit, die ihr aktuell geschenkt bekommen habt. Nutzt sie, um etwas für euch selbst zu tun, um etwas für euer Selbst zu tun! Nutzt sie, um euer Weltbild zu erweitern. Sucht nach Antworten auf die Fragen, die sich gerade in euch Bahn brechen. Beginnt damit, Dinge zu tun, die ihr „schon immer mal“ machen wolltet, aber nie die Zeit dazu gefunden hattet. Das kann die ständig aufgeschobene Heimverschönerung sein, die Gewohnheit, sich regelmäßig zu bewegen oder zu meditieren, der Wunsch, sich manchen Menschen mitzuteilen oder Ihnen Gutes zu tun. Wartet nicht auf die nächste Chance. Jetzt ist die beste Gelegenheit, die ihr kriegen könnt. Genau jetzt!
„Gelegenheit – aha. Und was soll ich jetzt genau machen?!“
In meiner persönlichen Krise mit Viktoria half mir damals ein Denkanstoß wieder auf die Beine. Am Anfang stand dieses Buch, durch das ich meine Hoffnung wieder erlangte. Es ermutigte mich, mich noch mehr mit Dingen zu beschäftigen, die jenseits meines damaligen Ereignishorizonts lagen. Es war der Grundstein für einen – wie ich finde – enormen Bewußtseinssprung und dafür, daß ich diese ganze Erfahrung in etwas wundervolles und kostbares verwandeln konnte.
Besonderes Augenmerk möche ich aber auf die Bücher von Neale Donald Walsch und seine „Gespräche mit Gott“-Reihe richten, über die ich auch schon hier in diesem Blog schrieb (z.B. „Gespräche mit Gott“ Band 1, 2 und 3 oder „Neue Offenbarungen“ ). Ich las darin Dinge, die ich vorher noch nie gehört hatte. Ich fand darin Erklärungen für Gegebenheiten und Ereignisse, die sich mir zuvor nicht erschlossen. Ich las darin Antworten auf Fragen, von denen ich nicht einmal wußte, daß sie mich interessierten. Seine Bücher haben maßgeblich dazu beigetragen, daß ich nicht in meiner Krise steckenblieb, sondern daß ich sie heute als meinen größten Durchbruch ansehe, als unwahrscheinlichen Segen.
Vielleicht haben Neales Bücher auch einen solch horizonterweiternden Einfluß auf euch – gebt dem eine Chance! Es ist beinahe egal, welches Buch von ihm man zuerst liest. Die Bücher handeln alle von den großen Themen des Lebens. Sie ähneln sich sehr und doch bietet jedes, das ich kenne, einen etwas anderen Blickwinkel auf das Gesagte. Ich habe in letzter Zeit sehr wenig Zeit zum Lesen gefunden, daher finden sich unter meinen Rezensionen auch keine der aktuellen Titel von Neale. Ich habe aber eine kleine Auswahl-Liste seiner Bücher erstellt, die auch neuere Titel enthält. Greift einfach zu dem, das euch anspricht. Hier noch ein Netzfund einer bekannten Sängerin – ein Beispiel dafür, wie die Botschaft von Neales Büchern wirken kann (auf Youtube ansehen).
Die gesamte Corona-Situation zwingt uns aktuell, zur Ruhe zu kommen. Ruhe ist die Grundvoraussetzung für inneres Wachstum. Es hilft uns nichts, im Außen nach etwas zu suchen, denn persönliche Entwicklung kann nur im Innern stattfinden. Momentan mögen unsere Freiheiten auf gesellschaftlicher Ebene eingeschränkt sein – wahre Freiheit ist jedoch etwas, das in uns persönlich stattfindet. Ein von außen kommender Denkanstoß kann etwas in Gang setzen, das sich verselbständigt und zu etwas Wundervollem heranwächst. Große Veränderungen beginnen immer im kleinen, im privaten, auf persönlicher Ebene. Nährt man diese, können sie zu etwas heranwachsen, das größer ist als man selbst. Individuelle Veränderungen ziehen Veränderungen in der unmittelbaren Umgebung nach sich, diese wiederum verursachen Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene, und schließlich schlagen diese Veränderungen auch global durch. Stets beginnt es mit dem, was man als das universelle Instrument der Schöpfung bezeichnen kann – hochansteckend, resistent, das mächtigste Werkzeug des Universums:
Ein Gedanke.
Last mich wissen, was ihr denkt. Diskutiert mit mir! Ich als Kopfmensch liebe es, mit Gedanken zu spielen, diese leidenschaftlich hin und her zu wälzen, immer auf der Suche nach noch mehr Erkenntnis. Dazu gehört stets auch der Mut, sich bereits Einverleibtes wieder loszulassen, wenn es sich als nicht nützlich erweist. Hinterlasst mir gerne ein Feedback mit euren Gedanken zu all dem – gleich hier oder im Gästebuch. Ich würde mich freuen.
Und auch die des Prasidenten Andrzej Duda, der trotz „Social distancing“-Geboten von Termin zu Termin eilt. Der Grund dafur ist ein doppelter: Zunachst kann man Duda durchaus abnehmen, dass er mit dieser offentlichen Prasenz versucht, den Erwartungen der Burger*innen an ein in der Stunde der Not aktives Staatsoberhaupt gerecht zu werden. Auf der anderen Seite stehen am 10. Mai die Prasidentschaftswahlen an. Und Duda hat durch die Corona-Krise eine Riesenchance erhalten, seine bis dahin gluck- und planlose Kampagne neu zu starten und sich den Wahlern als ruhelos kummernder Landesvater zu zeigen.