Es ändert sich gerade nichts großartig bei Viktoria, daher möchte ich heute etwas in eigener Sache schreiben.
Wenn man einen solchen Höllenritt durchmacht wie wir, schießen einem ständig die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Man erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Jede noch so kleine Änderung bei Viktoria löst mittlerweile massivste Stimmungsschwankungen bei uns aus. Oft habe ich mich schon dabei ertappt, wie mir in schwachen Momenten Gedanken an ihre Beerdigung kommen. Wie sähe wohl das Leben danach aus? Diese schlimme Zeit, die wir gerade durchleben, wäre endlich vorüber, man hätte wieder Zeit für ein eigenes Leben. Man würde nach vorne schauen – vielleicht wäre es besser so. Doch noch bevor ich diese Gedanken zu Ende denke, merke ich, was ich mir da eigentlich vorstelle. Bin ich denn noch zu retten?! Wie kann ich mir nur ernsthaft ihren Tod wünschen?! Nichts, aber auch wirklich gar nichts wäre schlimmer als das! Ihr Verlust würde mir ein tiefes Loch ins Herz reißen.
Nein, ich klammere mich nicht an sie! Wenn ich das Gefühl hätte, sie will nicht mehr, wenn ich denken würde, sie hat aufgegeben, dann würde ich sie – wenn auch schweren Herzens – gehen lassen. Aber ich sehe es in ihren Augen. Ich sehe es in jeder Bewegung, die sie macht. VIKTORIA WILL LEBEN! Sie hat noch viel vor in ihrem irdischen Dasein und sie denkt nicht daran, aufzugeben!
Wunder, Definition: Etwas rational unerklärliches, das Staunen auslöst. [Wikipedia]
Wunder, d.h. unerklärliche Phänomene, gab es in der Geschichte der Menschheit andauernd. Es ist eine Frage des Blickwinkels, ob man etwas unerklärlich findet oder nicht. Einem Tibeter zu erklären, wie ein Mobiltelefon funktioniert, scheitert schon an fehlenden Begrifflichkeiten seiner Muttersprache. Er muß es auch gar nicht verstehen, er akzeptiert es so, wie es ist. Es funktioniert. Für ihn ist ein Handy ein Wunder. Er hat weder den Anspruch noch die Möglichkeit, dieses Wunder zu verstehen. Dennoch stellt er es nicht in Frage.
Umgekehrt kann man aber auch sagen, daß wir in der rein physisch orientierten westlichen Welt alles, was über die Materie hinausgeht, nicht verstehen. Was wissen wir denn schon vom Geist des Menschen? Wäre es nicht furchtbar vermessen zu behaupten, alles was wir nicht rational erklären könnten, sei deshalb unmöglich? Sind wir wirklich so blauäugig, daß wir uns als allwissend in den Raum stellen und alles nicht mit unserem Weltbild erklärbare als Nonsens abtun? Ist noch niemand auf die Idee gekommen, daß das Weltbild nicht vollständig oder sogar falsch sein könnte?
Ob nun Kopernikus das geozentrische Weltbild entzauberte oder Einstein die klassische Physik – etwas Neuem wurde zunächst stets mit Skepsis und Ablehnung begegnet. Das liegt wohl in der Natur des Menschen. Doch erst die Erweiterung des Weltbilds bringt Fortschritt. Erst mit der Offenheit gegenüber Neuem wird aus einem Wunder etwas erklärbares.
Aus unserer heutigen, schulmedizinisch geprägten Sicht käme es einem Wunder gleich, wenn Viktoria genesen würde. Die Schulmedizin hat aber nicht für alles eine Erklärung, ganz im Gegenteil. Immer wieder gibt es Berichte über unerklärliche Spontanremissionen. Solche Fälle landen dann im Aktenschrank unter Z wie Zufall. „Glück gehabt!“, sagt man dann. Aha. Wie armselig ist das denn?! Man kann es nicht erklären, aber anstatt sein Weltbild anzupassen, zuckt man mit den Schultern und macht weiter wie bisher.
Der Geist dominiert über die Materie. Diesen Satz hört man immer wieder und er ist wahr. Aus Gedanken werden Worte, aus Worten werden Taten und die Taten bestimmen das Leben. „Um Krieg zu führen, muß man die Masse hinter sich haben.“ Dieser Weisheit waren sich alle Diktatoren bewußt. Wenn viele Menschen dasselbe denken, wird der Gedanke zur Realität. Er entwickelt eine Eigendynamik, die sich unabwendbar vergegenwärtigt.
Was im Negativen funktioniert, funktioniert genauso auch im Guten. Viktoria braucht nun ganz viele positive Gedanken. Also denkt an sie, so oft ihr könnt und wollt. Schnappt euch ein Foto (gibt’s hier im Blog) und stellt euch vor, wie sie gesund und munter wird. Konzentriert euch auf sie und malt euch aus, wie sie das alles hinter sich läßt und ein glückliches und zufriedenes Leben führt – mit allem, was zum Kindsein dazugehört. Mit unserem eingeschränkten Weltbild können wir zwar nicht verstehen, warum das funktioniert, aber das ist auch gar nicht notwendig. Das ist der Punkt, wo Glaube beginnt. Wir wissen, daß wir nichts wissen. Das genügt mir, um an Viktoria zu glauben.
Ich zähle auf euch, Viktoria braucht euch!